Bilder, Bilder – wohin man auch schaut

Wir leben in einer visualisierten Welt. Bildliche Darstellungen haben Menschen schon immer fasziniert. Nur war es zu früheren Zeiten etwas komplizierter Bilder herzustellen. Bilder wurden gemalt, gezeichnet, oder in filigraner Handarbeit gewebt oder gestickt. Malerei und Zeichnungen wird man auch heute noch in Hülle und Fülle finden; wesentlich präsenter sind jedoch inzwischen Film und Fotografie. Das ist ja auch nicht schlimm – bzw. es wäre nicht schlimm, wenn Fotografie mehr und mehr zu einem Massenkonsumgut werden würde. Kaum jemand wird sich noch ein paar Tage oder gar Wochen an einem einzigen Foto erfreuen. Nein … Morgen müssen schon wieder zahlreiche neue Bilder da sein, um das visuelle Verlangen zu befriedigen. Das finde ich sehr schade.

Ich habe ein paar Lieblingsbilder. Darunter findet sich Malerei ebenso wie Zeichnungen und Fotografie. Bilder, mit denen ich ein Gefühl oder Erinnerung verbinde. Diese Bilder kann ich mir immer wieder anschauen. Hin und wieder stechen auch Bilder so aus der großen Masse hervor und bleiben dann jahrelang in meinem Gedächtnis. Um solche Bilder geht es mir. Nicht all die Milliarden Bilder und Fotos, die technisch perfekt belichtet sind oder von tollen Fotografen gemacht wurden. Nein – mir geht es um die wenigen Bilder, die einen Fußabdruck hinterlassen. Und das sind sehr oft eben nicht die Bilder, die „technisch“ vollkommen perfekt sind. Dafür haben sie eine Seele.

Die Seele eines Bildes ist nicht in Stein gemeißelt. Sie drückt sich nicht in Tiefenschärfe oder Belichtung aus, sondern beschränkt sich ganz einfach auf den Dialog, den das Bild mit dem Betrachter herzustellen imstande ist. Wie tief oder intensiv dieser Dialog sein wird, hängt jeweils von dem Betrachter ab. Ein Bild, was den einen Betrachter fasziniert, kann für einen anderen also absolut nichtssagend sein. Das liegt in der Natur der Dinge. Ob ein Bild „gut“ ist, definiert sich demnach nicht vornehmlich durch das Bild, sondern sehr viel eher durch die Wirkung auf den Betrachter.

Auf meiner visuellen Reise versuche ich genau solche Bilder zu finden.

Wenn man Sie, lieben Leser, fragen würde, welches Bild sie besonders lieben, fiele Ihnen vermutlich mehr oder weniger schnell ein ganz bestimmtes Bild oder Motiv ein. Warum es dieses und kein anderes Bild ist, ist Ihre ganz persönliche Erfahrung. Wäre es nicht schön, wenn man eher mehr solcher Bilder sehen würde, als (wie jetzt) hunderte oder gar tausende von nichtssagenden Bildern täglich?

Es kommt darauf an, wo – und vor allem wie – man schaut. Mit ein wenig Übung wird man in der Lage sein, sehr viel mehr Bilder für sich zu entdecken, als man glauben mag.

Ich möchte in diesem Blog versuchen ein wenig davon zu verraten, wie ich Dinge und Bilder sehe und mit ihnen in einen Dialog trete. Vielleicht kann der eine oder andere Leser darin ein wenig Anregung für sich selbst entdecken. Das würde mich freuen.

Erinnert sich jemand an Prismen, die man früher oft im Schulunterricht dazu nutzte hindurchzuschauen? Obwohl der optische Trick relativ einfach war, war ich als Jugendlicher sehr fasziniert von dieser neuen Sichtweise. Ganz ähnlich empfinde ich Heute die Fähigkeit, Dinge durch den Sucher einer Kamera „anders“ zu betrachten, als man es gewohnt ist. Jedes Foto sieht man zuerst im Sucher. Man muss sich dann entscheiden, ob das Bild so gut ist, dass es sich lohnt, den Auslöser zu drücken. Betrachtet man die Welt und die Dinge darin, durch den Sucher einer Kamera, so wird man sie anderes wahrnehmen. Ganz ebenso wie mit einem Prisma.

Diesen Blick kann man Üben. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber sicherlich jedem Menschen möglich sein, der sich ein wenig damit beschäftigt.